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1. Geschichte des Mittelalters - S. 85

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 85 2. Unter den germanischen Frauen nahmen die gotischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die altgermanischen Frauen, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man räumte ihnen gesetzlich sogar manche Vorrechte vor den Männern ein und bestrafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den Frauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche, an Männern verübte Vergehen. Doch ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den alten Germanen, die Frau eine verschiedene Behandlung erfuhr. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem toten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken oder zu verkaufen. Das salische Gesetz der Franken schloß die Töchter von der Erbschaft aus und betrachtete nur die Söhne als erbberechtigt. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich nur von Privatbesitzungen, wurde nachher aber auch auf die Besetzung des Thrones angewandt, dadurch wurde das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausgeschlossen. Auch bei den Ostgoten herrschte ähnlicher Brauch. 3. In der Geschichte der Goten werden mehrere ausgezeichnete Frauen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen (§. 7), Theudegota und Ostrogota, waren, erstere an den Westgotenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte sich zum zweitenmale mit Chlodwigs Schwester Audosletis, mit welcher er eine Tochter, Amalasunla, empfing. Nach Theodorichs Tod folgte Amalafuntas Sohn, Athalarich, und seine Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig und zwang die Königin, dem Prinzen gotische Herrn zu Gesellschaftern zu geben. Diese verleiteten den Prinzen zu allen Lastern und führten seinen frühen Tod herbei. Nun bestieg Amalafunta den Thron (§. 7); da die Goten aber einer Frau zu gehorchen für unmännlich hielten, so reichte die Königin ihrem Vetter Theodat die Hand und erhob ihn zum Mitregenten; dieser, ein habsüchtiger, gelehrter und schon bejahrter Mann, hatte eidlich zugesagt, er werde die Regierung der Königin überlassen. Allein bald nach seiner Ankunft in Ravenna ließ er seine Wohlthäterin festnehmen, auf eine Insel des Bolsenasees bringen und im Bade erdrosseln. Ihre Tochter Mathasuinta war zuerst an den Ostgotenkönig Vitiges, nach dessen Tod an den Bruder des Kaisers Justinian vermählt und fand ein frühes Ende (§. 16, 6). Theodorichs Schwestertochter war an den thüringischen Herzog Hermansried verheiratet; ihre

2. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1888 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode des Mittelalters. in dieser Beziehung abging, das hatte seine Gemahlin Theodora (§• 16, 6) in hohem Grade. Diese war die Tochter eines Bärenwärters am kaiserlichen Hose und trat in ihrer Jugend als Tänzerin auf. Sie streifte später den ihr anhaftenden Leichtsinn ab und führte ein eingezogenes Leben. Justinian lernte sie kennen und wurde von ihrer Schönheit und Klugheit so gefesselt, daß er sie zur Kaiserin erhob und vom Patriarchen von Konstantinopel krönen ließ. Theodora wurde als Mitkaiserin anerkannt, und übte einen großen Einfluß auf die Regierung aus; bei Gesetzen und Inschriften wurde ihr Name nie vergessen. Hof und Volk waren zu dieser Zeit sittlich entartet und fanden außer an religiösen Streitfragen nur Gefallen an den rohen Vergnügungen der Rennbahn. Zwei Parteien, nach den Farben ihrer Wagenlenker im Cirkus die Blauen und die Grünen genannt, standen sich eifersüchtig gegenüber, bekämpften sich in allen öffentlichen Angelegenheiten und wirkten dadurch nachteilig auf Staat und Kirche, auf Sitte und Volksleben. Als 532 abermals blutige Streitigkeiten zwischen den Blauen und Grünen ausbrachen, schritt der Kaiser dagegen ein. Da einigten sich die Entzweiten wider die Regierung und plünderten die Hauptstadt, sodaß viele Gebäude, namentlich der Sophientempel Konstantins, in Flammen aufgingen. Justinian geriet bei diesem Aufstande, der nach dem Rufe der Empörer „Nika" — (Sieg) Aufstand genannt wurde, in große Gefahr. Vergebens versprach er Amnestie, die Menge setzte ihn ab und bedrängte den kaiserlichen Palast. Schon dachte er an Flucht, allein Theodora hielt ihn zurück. Sie hatte sich einst, als ihr die Grünen die Bitte um eine Stelle für ihren Stiefvater abgeschlagen hatten, den Blauen angeschlossen, jetzt gewann sie die aufständigen Blauen wieder für sich. Aus ihr Geheiß sammelte der Feldherr Belisar 3000 zuverlässige Soldaten, besiegte die Grünen und stellte das Ansehen der Regierung wieder her. An 30 000 Menschen sollen bei diesem Aufstande ums Leben gekommen sein. Die Rennbahn wurde geschlossen. Justinian sicherte die Nordgrenze seines Reiches gegen die Bulgaren durch Anlegung fester Plätze an der Donau; im Osten zwang er durch feinen Feldherrn Belisar die unruhigen Perser zum Frieden und errichtete Verschanzungen gegen dieselben. Dann suchte er, das alte römische Reich unter seinem Zepter wieder zu vereinigen und mischte sich in die Angelegenheiten des Westens (§. 10). Er ließ durch Belisar das Vandalenreich in Afrika erobern und das Ost-gotenreich in Italien angreifen, dessen Unterwerfung Bellfars Nachfolger Narses vollendete. Währenddessen sammelte der kaiser-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 139 den Hofleuten beleidigende Äußerungen vernehmen mußte, so entfernte sie sich vom kaiserlichen Hoflager und begab sich nach Burgund, wo sie von ihrem Bruder und dessen Gemahlin auf das freundlichste aufgenommen wurde. Otto Ii. fühlte jedoch Reue über die Abreise seiner Mutter und ließ sie 980 einladen, zu ihm nach Pavia zu kommen. Er fiel ihr, als sie erschien, zu Füßen, flehte sie um Vergebung an und erwies ihr bis an seinen Tod die größte Ehrerbietung. Adelheid riet ihrem Sohne ab, den Kampf um Kalabrien und Apulien aufzunehmen, Theophano ermunterte ihn desto mehr dazu. Der unglückliche Ausgang desselben ist bekannt; Adelheid hatte ihn vorausgesehen. Während Ottos Iii. Minderjährigkeit leiteten Theophano und Adelheid die Regierung mit Kraft und Umsicht gemeinschaftlich. Doch gab sich zwischen beiden Frauen bald eine große Mißstimmung zu erkennen, welche in offene Feindschaft ausartete. Theophano schwur, Adelheid keinen Einfluß mehr zu gönnen, da starb sie 991. Die gleichzeitigen Chronisten rühmen Theophanos einnehmendes Betragen, ihre große Bescheidenheit und Freigebigkeit, nicht minder ihre Entschlossenheit gegenüber ihren Feinden und ihre ausgesprochene Vorliebe für Bildung und Wissenschaft. Wenn man ihr vorwirft, daß sie italische und griechische Bildung hochgeschätzt und die Griechen mehr geliebt habe als die Deutschen, so darf man nicht vergessen, daß sie eine Griechin von Geburt war und ihre Jugendjahre in Italien verlebt hatte. Adelheid übernahm abermals die Regierung, aber nur auf kurze Zeit. Ums Jahr 995 zog sie sich nach Selz bei Straßburg zurück, wo sie fern vom Geräusche der Welt nach einem sehr thatenreichen Leben frommen Andachtsübungen lebte und bis an ihr Ende viel Gutes wirkte. Sie starb am zweiten Weihnachtsfeiertage 999 und wurde in dem von ihr gestifteten Kloster zu Selz beigesetzt. Die Kirche verehrt in ihr eine Heilige. 4. Unter Otto I. lebte im Kloster Gandersheim im Braunschweigischen eine gelehrte Nonne, Roswitha, welche aus einem angesehenen sächsischen Hause stammte und von ihrer Äbtissin Ger-berga in Mathematik, Geschichte, in der lateinischen und griechischen Sprache wohl unterrichtet worden war. Sie dichtete Schauspiele geistlichen Inhalts in lateinischer Sprache und verfaßte auch eine poetische Erzählung der Thaten Ottos des Großen, worin sie sich bemühte, die Verhältnisse des königlichen Hauses so schön und glänzend als möglich zu schildern. Ihre Schauspiele wurden von

4. Geschichte des Mittelalters - S. 140

1888 - Wiesbaden : Kunze
140 Zweite Periode des Mittelalters. Nonnen aufgeführt, sie enthalten jedoch Gespräche, die unserem heutigen Geschmack nicht mehr entsprechen. 5. Kunigunde, die Gemahlin Heinrichs Ii. (§. 19, 4), war eine fromme Frau, deren ganzes Leben dem Dienste Gottes und der Wohlthätigkeit gewidmet war. Nach dem Tode ihres Gemahls zog sie sich in das Kloster Kaufungen zurück, nahm den Schleier und starb 15 Jahre nach ihrer Einkleidung. Während dieser Zeit übte sie gewissenhaft die übernommenen Pflichten und verfertigte dabei schöne Kirchengewänder und Teppiche, was sie meisterhaft verstand. Vor ihrem Tode gebot sie, man solle ihr keinerlei Schmuck mit ins Grab geben; ihre Nonnenkleidung genüge. Papst Innocenz Iii. versetzte sie 1201 unter die Heiligen. 6. Gisela, die Gemahlin Konrads Ii. (§. 20, 1), war eine Tochter des Herzogs Hermann von Schwaben und Gerbergas, der Tochter des Königs Konrad von Burgund. Sie war eine fromme, kluge, schöne Fürstin und zuerst an den Grasen Bruno von Braun-schweig vermählt. Aus dieser ersten Ehe stammte Gras Ludolf. Darnach heiratete Gisela den Markgrafen Ernst von Östreich und wurde Mutter des unglücklichen Herzogs Ernst von Schwaben. Um sich zum dritten Male zu vermählen, ließ sie sich von Kaiser Konrad entführen. Konrad und Gisela waren nämlich miteinander verwandt, und die Geistlichkeit wollte diese Verbindung nicht einsegnen; allein das feste und entschiedene Auftreten Konrads lähmte den Widerstand der Bischöfe, und diese gaben zuletzt nach. Gisela war eine vortreffliche Frau, welche bei großen geistigen Fähigkeiten das höchste Glück in der Liebe ihrer Angehörigen und in Einern bescheidenen, ruhigen Familienleben fand. Wie Kunigunde liebte sie die weiblichen Arbeiten, und schon am frühen Morgen traf man die Kaiserin in voller Thätigkeit. Dabei war sie sparsam im Haushalte, aber freigebig gegen Arme und Kranke. Das Schicksal schlug ihr mit dem Tode ihres Sohnes Ernst eine tiefe Wunde; doch ertrug sie diesen Verlust mit frommem, gottergebenem Sinne. Ihr Sohn Heinrich Iii. (§. 20, 2) war der Mutter an Größe der Gesinnung und Thatkraft gleich; leider aber starb er zu früh. Er war zuerst mit Kunehilde (§.21, 2) und nach ihrem Tode (1038) mit Agnes von Poitou vermählt, einer sehr gebildeten und entschlossenen Frau, welche zuerst über ihren minderjährigen Sohn Heinrich Iv. die Vormundschaft führte und bei der Verwaltung des Reiches große Kraft und Umsicht an den Tag legte. Als die Bischöfe ihr den Sohn raubten, begab sich Agnes nach Frankreich und nahm den Schleier.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 141

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 141 Wir begegnen ihr aber 1072 noch einmal in Deutschland, wo sie sich mit dem Herzog Rudolf von Schwaben über die Herstellung der Ruhe und Ordnung beriet. 1073 begab sie sich nach Italien ins Kloster Monte Cassino, wo sie vier Jahre nachher starb. 7. Bertha, die Gemahlin Heinrichs Iv. (§. 20, 3), war eine Tochter des Markgrafen Otto von Susa. Sie wurde schon frühzeitig verlobt, ohne ihren künftigen Gemahl gekannt zu haben. Da Heinrich sich am Hofe Adalberts von Bremen an ein leichtsinniges Leben gewöhnt hatte, so mißfiel ihm das züchtige, sittsame und bescheidene Wesen seiner Gemahlin. Kaum war daher die Vermählung vollzogen, so suchte er Vorwände zur Scheidung; allein die Geistlichkeit widersetzte sich seiner Forderung, und Heinrich mußte nachgeben. Verachtet und verhöhnt folgte das treue Weib dem angetrauten Gemahle, wohin er zog, und als er nachher im Banne von allen Freunden verlassen wurde, harrte Bertha treu bei ihm aus, begleitete ihn im Winter 1076—77 unter großen Gefahren über die Alpen und vergalt Böses mit Gutem. Auch in Kanossa teilte die edle Frau den Kummer ihres Gatten und war ihm jetzt der einzige Trost. Bertha starb schon 1087. Die Geschichte hat wenige Beispiele von so treuer, aufopfernder Liebe, von so gläubigem Gottvertrauen und so bewunderungswürdiger Sittenreinheit; Bertha bestand den größten Kampf des Herzens siegreich und liebte den, welcher sie gehaßt und zu verstoßen gesucht hatte. Sie hinterließ zwei Söhne, Konrad und Heinrich V. Nach Berthas Tod hatte Heinrich Iv. eine russische Fürstin Adelheid geheiratet; allein da sie sich mit ihrem Gemahle entzweite, begab sie sich in ein Kloster und trat 1095 auf der Kirchenverfammlung von Piaeenza als Klägerin gegen den Kaiser aus. Sie war eine Freundin der Gräfin Mathilde von Toskana und durch diese dem Papste Urban Ii. empfohlen worden. Adelheid starb im Kloster. 8. Eine der angesehensten und einflußreichsten Frauen jener Zeit war die Gräfin Mathilde von Toskana (ß. 20, 5), welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, das Ansehen Gregors Vii. und der Hierarchie mit ihren Schätzen zu heben und zu stützen. Mathilde war 1046 geboren und eine sein gebildete, schöne und kühne Frau, reich an Tugenden, Kenntnissen und irdischen Gütern. Sie war die einzige Tochter des reichen Markgrafen Bonifacius von Toskana und der Beatrix, Tochter Friedrichs von Lothringen, sie gebot über Parma, Piaeenza, Modena, Mantua, Verona, Reggio, die meisten Städte Toskanas und hatte reiche Erbgüter in Lothringen. Ihr Gemahl

6. Geschichte des Mittelalters - S. 142

1888 - Wiesbaden : Kunze
142 Zweite Periode des Mittelalters. Gozelo der Bucklige, ein Sohn des Herzogs von Lothringen, lebte getrennt von ihr in Deutschland auf Heinrichs Iv. Seite, sie in Italien auf Seiten des Papstes, welcher sie ganz beherrschte. Im 30. Jahre wurde sie 2i>itroe, und seitdem trat sie als entschiedene Anhängerin des Papstes auf. Sie war die unzertrennliche Gesellschafterin Gregors, stand ihm in allen Unternehmungen und Gefahren bei und gab durch diese aufopferungsfähige Freundschaft Anlaß zu ungünstigen Bemerkungen über ihr sittliches Leben. Alle ihre Güter und Besitzungen schenkte sie der Kirche. Mathilde war eine Base des Kaisers Heinrich Iv. Als derselbe sie 1077 auf ihrem Schlosse Kanossa besuchte, gerade zu der Zeit, als Gregor Vii. auch eben eingetroffen war, fetzte wahrscheinlich Mathilde es durch, daß der Papst den büßenden Kaiser endlich vor sich treten ließ, um die Lösung von dem Bannflüche zu erflehen. Wie aber Heinrich nachher gegen seinen Gegenkaiser und den Papst die Waffen erhob, wurde Mathilde die entschiedenste Gegnerin des Kaisers. Um ihre Partei zu verstärken, heiratete sie (1089) in ihrem 43. Jahre den achtzehnjährigen Herzog Welf von Bayern, welcher sich wohl in der Hoffnung auf die unermeßliche Erbschaft der alternden Markgräfin genähert hatte; allein schon 12 Jahre zuvor hatte sie ihren Freund Gregor Vii. und den römischen Stuhl zu ihrem Universalerben eingesetzt. Diese Anordnung war ein tiefes Geheimnis geblieben, und der junge Welf wußte so wenig wie sein Vater von dieser Verabredung. Er verlangte als Gemahl Mathildens, so lange sie lebte, Herr ihrer Güter zu sein; aber auch das gestattete sie nicht. Nun bat er den Kaiser, sie zu zwingen; doch Mathilde war zu mächtig, und es blieb dem jungen Welf nichts übrig, als sich von ihr zu trennen und von da an ebenso für den Kaiser thätig zu sein, als er bisher gegen ihn gewirkt hatte. Mathilde half auch Heinrich V. gegen feinen Vater aufwiegeln. Sie erreichte ein hohes Alter und starb 1114 in dem von ihr gestifteten und erbauten Benediktinerkloster Polirone. Ihr Tod gab zu neuen Streitigkeiten zwischen dem Papste und dem Kaiser Anlaß; sie betrafen jene Schenkung und wurden endlich dahin entschieden, daß der Kaiser einen Teil der sogenannten Mathildischen Güter an den Papst abtrat.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1888 - Wiesbaden : Kunze
212 Dritte Periode des Mittelalters. 6. Jda von Östreich. Unter den Frauen dieses Zeitraumes ist noch die verwitwete Markgräfin Jda von Östreich zu nennen. Sie hat an dem Kreuzzug des Herzogs Welf von Bayern (1100) mit einem großen Gefolge vornehmer Damen, kriegerisch gerüstet, teilgenommen, um Bagdad erobern zu helfen. Man hatte mit großer Sicherheit auf glücklichen Ausgang dieses Zuges gerechnet und sich wie zu einer lustigen Hochzeitfahrt gerüstet. Da waren Flöten, Schalmeien und Harfen, welche das kriegerische Trompetengeschmetter und Waffengetöse unterbrachen, und Possenreißer, Gaukler und Sänger folgten zur Kurzweil. Nebst dem Kriegswerkzeuge hatte man auch alles Hausgerät, Jagdnetze, Angeln, Hunde und Falken mitgenommen, um in dem schönen Lande, in dessen Besitz man sich sicher dünkte, alles sogleich zur Hand zu haben. Allein der Zug verunglückte gänzlich, und Jda geriet in Gefangenschaft, aus der sie nicht mehr heimkehrte. 7. Eleonore, die schöne, geistreiche Gemahlin Ludwigs Vii. von Frankreich, beteiligte sich (1147) an dem zweiten Kreuzzuge. Ihre leichtsinnige Aufführung bestimmte aber den König, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Abt Suger hatte zwar noch einmal eine Aussöhnung bewirkt, allein nach dessen Tode trat die beiderseitige Abneigung so zutage, daß die Scheidung 1152 wirklich erfolgte. Ludwig hatte gewünscht, daß Eleonore nicht wieder heiraten möge; allein kaum war die Ehe gelöst, so vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich von Anjou (§. 28, 1), welcher Herzog der Normandie war und 1154 König von England wurde, und brachte demselben einen schönen Länderbesitz in Frankreich zu. Aber Heinrich, der jünger war als Eleonore, erregte ihre Eifersucht in so hohem Grade, daß sie sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater verleitete. Infolge dessen wurde sie eingekerkert und brachte 26 Jahre im Gefängnis zu. Richard Löwenherz schenkte ihr, als Heinrich gestorben war, die Freiheit wieder; sie starb 1204. 8. Blanko, die Mutter Ludwigs Ix. von Frankreich (§.26,6), war eine fastilische Prinzessin und in Frankreich erzogen worden. Als ihr Gemahl, Ludwig Viii., im Kampfe gegen die Albigenser (1226) fiel und ihr Sohn erst 12 Jahre alt war, übernahm sie die vormundschastliche Regierung für denselben. Die gewandte, kluge und entschlossene Frau brachte durch ihr thatkräftiges Auftreten die unruhigen Großen zur Ruhe und schützte ebenso kräftig das Reich gegen äußere Feinde. Sie gab ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung und zog sich 1236 in das Privatleben zurück; doch übte sie auch weiterhin noch großen Einfluß auf

8. Geschichte des Mittelalters - S. 215

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 32. Die Frauen des dritten Zeitraums. 215 Mutter, sie wolle das Los der schönen Jngeborg von Dänemark, von der sich Philipp August hatte scheiden lassen, nicht teilen und werde ihre Hand nur dem Manne reichen, dessen Braut sie schon in früher Jugend genannt worden sei. Irmgard schickte Boten an Hettmch und ließ ihn auffordern, auf der Burg Stahl eck bei Bacharach am Rhein sich einzufinden, da Philipp August um Agnes werbe un Mutter und Tochter in diese Verbindung nie wrlltgen wurden. Heinrich folgte dem Boten, und noch am nämlichen Abend erfolgte (1194) in Abwesenheit ihres Vaters die Trauung. Als nun Konrad, der den Kaiser in Speier besucht hatte, heimkehrte, ging ihm seine Gemahlin entgegen und sprach zu ihm: „Herr, gestern kam ein Fa ke mit braunem Haupte und weißer Kehle übers Feld geflogen. u gekrümmt sind ihm Klauen und Schnabel zu mächtigem Fange, und die Schwungfedern reichen soweit, daß man wohl sieht, sein Vater habe ihn auf einem hohen Aste erzogen. Diesen Falken habe ich gefangen und behalten." Konrad verstand die rätselhafte Rede mcht; da führte ihn Irmgard in das Zimmer, wo Heinrich und Agnes Schach spielten. „Hier", fuhr Irmgard fort, „hier ist der Sohn des edlen Löwen von Braunschweig, dem habe ich unsere Tochter gegeben; möge er Euch lieb und genehm sein!" Ansangs erschrak Konrad; doch erteilte er dem Paare seinen Segen und wußte auch den Kaiser zu überzeugen, daß diese Verbindung den Frieden zwischen den Welsen und Hohenstaufen vorbereiten könne. 14. Kaiser Friedrich Ii. war sechsmal vermählt. Das Schicksal seiner Familie ist schon oben (§. 27, 6) mitgeteilt worden. Friedrichs Sohn Konrad hatte Elisabeth, die Tochter des bayrischen Herzogs Otto, geheiratet und bei seinem Tode die Witwe mit einem zweijährigen Knaben hinterlassen. Elisabeth übertrug die Vormundschaft ihres Kindes Konradin ihrem Bruder Ludwig, einem leidenschaftlichen, aufbrausenden Manne, welcher Maria, die Enkelin des hohenstausischen Kaisers Philipp, geehelicht hatte. Maria lebte in allem ihres Standes und ihres Geschlechtes würdig und ward vom ganzen Hose in hoben Ehren gehalten. Unter den Rittern ihres Hofes zeichnete sich Rucho der Dttlinger durch Tapferkeit und Ritterlichkeit aus. Er spielte öfter mit der Herzogin Maria Schach und gewann ihr Zutrauen so, daß er bat, Maria möge ihn gleich andern ihrer Diener fortan nicht mehr mit Ihr, sondern mit Du anreden. Die Herzogin aber schwieg und ließ es beim Alten. Später jedoch, als sich ihr Gemahl im Kriege leichtsinnig den größten Gefahren aussetzte, und Maria ihn vergeblich bekümmerten Herzens gewarnt hatte, schrieb sie an den

9. Geschichte des Mittelalters - S. 310

1888 - Wiesbaden : Kunze
310 Vierte Periode des Mittelalters. welcher ihre Hand und ihre Erbgüter für feinen Sohn zu haben wünschte, eine Scheidung erstrebte und durchsetzte. Darauf wurde die Vermählung Ludwigs von Brandenburg mit Margareta auf dem Berg schlosse Tirol mit großer Feierlichkeit vollzogen, obwohl Ludwig ihr persönlich abgeneigt war. Diese Ehe erkannte der Papst nicht eher an, als bis Margareta 1359 sich noch einmal trauen ließ. Margareta überlebte ihren Gemahl und ihren Sohn Meinhard von Tirol, nach dessen Tod sie sich nach Wien zurückzog. Hier starb sie 1366. Von wenigen Frauen berichten die alten Chroniken so viel Nachteiliges als von Margareta. 7. Jnez de Castro. Gleichzeitig lebte in Portugal ein Wesen ganz anderer Art, welches durch sein Schicksal das Mitleid der Mit-und Nachwelt erregt hat, Jnez de Castro. Sie war aus einer dem königlichen Hause nahe verwandten Familie entsprossen und Hofdame der Kronprinzessin Konstantia. Don Pedro, der Gemahl Konstantias, wurde durch die Schönheit und Liebenswürdigkeit der Hofdame seiner Frau so gefesselt, daß er nach dem Tode der letzteren sich heimlich mit Jnez trauen ließ. Seitdem erschien sie selten bei Hofe, wo außer der Königin niemand eine Ahnung von ihrer heimlichen Vermählung hatte. Der Bruder der Jnez stand bei Don Pedro in hoher Gunst und äußerte unverhohlen, wenn einmal der alte König stürbe, sollte alles ganz anders werden. Die Günstlinge des Königs fürchteten daher für ihre Zukunft und verleumdeten den Kronprinzen, als trachte er dem Könige nach dem Leben, um die Krone baldigst zu erlangen. Don Pedro, vom Könige über diese harte Anklage zur Rede gestellt, beteuerte seine Unschuld, und als der König ihn fragte, ob Jnez, wie das Gerücht gehe, wirklich seine Gemahlin fei, bezeichnete dies Don Pedro als eine Erdichtung. Vater und Sohn schieden in Unfrieden. Nach langem Zureden beschloß der König den Tod der Jnez. Don Pedro befand sich auf der Jagd, als der König mit feinen Günstlingen und der Leibwache in das Haus der Jnez eindrang, um den Mordplan auszuführen. Jnez warf sich mit ihren Kindern dem Könige zu Füßen; ihre Schönheit, ihre Thränen und Bitten rührten das harte Herz, und es schien, als ob der König ihr verziehen habe. Allein noch am nämlichen Abend wurde Jnez auf Befehl des Königs, welchen die Feinde der unglücklichen Frau umzustimmen gewußt hatten, von denselben erdolcht. Don Pedro griff auf die Trauerbotschaft zu den Waffen und bekriegte den eignen Vater. Mit Mühe brachte die Königin eine Versöhnung zu stände. 1357 starb der König. Sofort berief Don Pedro den

10. Geschichte des Mittelalters - S. 311

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 311 Reichstag, erklärte hier öffentlich, daß Jnez seine rechtmäßige Gemahlin gewesen sei, und veranstaltete ihr ein königliches Begräbnis. 8. Agnes Bernauer. Das Schicksal der unglücklichen Jnez de Castro erinnert lebhaft an einen Akt der Grausamkeit, dessen sich der Herzog Ernst von München 1436 schuldig machte. Sein Sohn Albrecht hatte ein Bürgersmädchen aus Augsburg, Agnes Bernauer, liebgewonnen, welche wegen ihrer Schönheit und Sittsamkeit bei jung und alt der Engel hieß. Obwohl sie nur geringen Standes war. die Tochter eines Barbiers, so wurde sie doch durch den Segen des Priesters heimlich des Fürsten eheliches Weib. Darüber ergrimmte Herzog Ernst gewaltig, und als einst Albrecht in Regensburg zu einem Turnier einreiten wollte, ließ ihm der Vater die Schranken verschließen, weil er mit einer Bürgerlichen lebe. Vergeblich schwur Albrecht laut, daß Agnes seine durch die Kirche ihm angetraute rechtmäßige Gemahlin sei. Als kein Bitten und Flehen hals, führte sie Albrecht aus seine Burg zu Straubing und ließ sie wie eine Fürstin ehren. Aber sie wurde seit jenem Vorfalle schwermütig und blickte mit Besorgnis in die Zukunft; ihr ahnte nichts Gutes. Am 12. Oktober 1436 saß Agnes in Gedanken vertieft in ihrem Gemache zu Straubing; ihr Gemahl war abwesend. Da nahten auf einmal die Häscher des Herzogs Ernst, ergriffen die Hilflose und führten sie in Fesseln wie eine Übelthäterin auf die Donaubrücke, um sie zu ertränken. Hunderte von Gaffern umstanden das Ufer, kein Arm regte sich zu gunsten der Unschuld. Die Wellen schienen mitleidiger als die Menschen und trugen anfangs die ungerechterweise Verurteilte an das Ufer, wo Agnes unter Jammern und Wimmern kläglich nach Hilfe rief. Da ergriff der Henker eiligst eine lange Stange, faßte die Halbtote bei den Haaren und tauchte sie unter, bis sie verschieden war. Albrecht wurde wahnsinnig, als er den an Agnes verübten Mord erfuhr. Die Musik heilte ihn wieder; mit Wut stürzte er sich nun in den Krieg gegen den eignen Vater. Ohne Barmherzigkeit wurde gemordet, gesengt und geplündert, bis Kaiser Sigismund vermittelnd dazwischentrat. Albrecht ließ 1447 seine geliebte Gemahlin in der von ihr erbauten Gruft zu Straubing beifetzen, wo ihr Herzog Ernst über ihrem Grabe eine Kapelle errichten ließ. 9. Klara Dettin. Glücklicher erging es einer andern Bürgerstochter aus Augsburg, Klara Dettin, welche eine berühmte Sängerin war. Sie heiratete den „bösen Fritz", den rheinischen Pfalzgrafen und Kurfürsten, und lebte sehr glücklich. Ihre Kinder mußten zwar die Rheinpfalz an Bayern verlieren, wurden aber von Kaiser Maximilian
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